• Nebel, Dunkelheit, Schatten. Mit diesen drei Worten kann man Shadowville wohl am besten beschreiben. Andere nennen sie auch ‚das Reich der Toten‘ oder gar ‚das Reich der Schatten‘. Dabei ist das kleine Königreich ein Land wie jedes andere auch – mit der Ausnahme, dass dorthin die Sonne nur für wenige Stunden am Tag durchkommt. Das Land liegt für 20 Stunden am Tag in der Dunkelheit, sodass mit Magie und anderen Dingen nachgeholfen werden muss, damit man überhaupt die Hand vor Augen sieht. Von außen trifft man auf eine Nebelwand, sollte ein Mensch versuchen, diese zu durchschreiten, wird er nach wenigen Metern wieder am Ausgang ankommen - also von dort, wo er herkam. Nur mit Magie kann man den Nebel überwinden und nach Shadowville kommen.
Dafür sind die Städte umso schöner. Mit Magie wird künstliches Licht erzeugt, wodurch die Straßen mit Laternen in den verschiedensten Farben leuchten.
Trotz des schlechten Rufes würde Shadowville immer das Zuhause von Lumiel bleiben. Sie glaubte daran, wenn es nur mehr Touristen gäbe, die von den lichterreichen Städten und schönen Lichtspielen erzählen würden, dass man besser über ihr Heimatland reden würde.
Doch fangen wir doch beim Anfang der Geschichte an.
Vor 1028 Jahren begann das Leben von Lumiel – der Prinzessin und zukünftigen Königin von Shadowville – welche wenige Minuten vor ihrer jüngeren Schwester das Licht der Welt erblickte. In ihrem Fall wohl eher die Dunkelheit der Welt.
Für die Zwillingsprinzessinnen wurde ein großes Fest vorbereitet, da es Tradition war, jede neue zukünftige Schattensängerin zu feiern. Sie waren förmlich das Wahrzeichen des Königreichs und stolz darauf, den Toten ihren Weg zeigen zu können. Selbst, wenn es außerhalb des Landes nicht alle so sahen.
Die ersten Jahre der jungen Prinzessin verliefen recht angenehm, spielte mit ihrer Schwester, mit welcher sie ein Herz und eine Seele war. Nichts konnte sie trennen. Das leichte Leben sollte jedoch nicht immer bleiben. Um ihr Leben als Schattensängerin vorzubereiten, wurden sie in den verschiedensten Dingen unterrichtet. Beispielsweise wie man dunkle Wesen abwehrte wie böse Geister, Untote, Dämonen...gerade da die Sängerinnen wie ein Aushängeschild für diese waren, würden sie oft mit ihnen konfrontiert werden, sollten sie sich nicht ausgiebig dagegen schützen.
Doch auch im Nahkampf wurden sie unterrichtet und mit ihren Aufgaben vertraut gemacht, wenn sie denn erst einmal ihr 21. Lebensjahr erreicht hatten.
Lumiel konnte es kaum erwarten, während ihre Schwester dieses Leben nicht wollte – doch diese versuchte immer ein Lächeln aufzusetzen und so zu tun als wäre nichts. Einzig allein der älteren Schwester fiel es auf, dass es nicht das war, was ihre bessere Hälfte wollte und brauchte.
Zum ersten Mal fühlte sich die 16 jährige Prinzessin hilflos und wusste nicht wie sie ihr helfen sollte. Also suchte sie das Gespräch mit ihren Eltern. Gerade die Mutter zeigte kein Verständnis für das Leiden ihrer Tochter und sagte lediglich, dass sie stolz sein sollte eine Schattensängerin zu werden.
Einige Jahre ging das Ganze noch so weiter, musste mit ansehen, wie ihre Schwester von Jahr zu Jahr unglücklicher wurde und sie nichts dagegen tun konnte.
Mit 25 Jahren war es dann soweit und Lumiel bekam ihren Traum, in dem eine ihrer Vorfahren zu ihr sprach und darum bat, mit ihrer Mutter das Ritual durchzuführen. Die selbe Vision hatte auch ihr Zwilling zu dieser Zeit. Am nächsten Tag konnte ihre Mutter es kaum erwarten aus ihren beiden Töchtern nun ebenfalls eine Schattensängerin zu machen. Für Lumiel war es genauso wie für ihre Mom einer der schönsten Tage ihres Lebens, da sie sich die ganze Zeit darauf vorbereitet hatte und es nicht erwarten konnte. Ihre Freude wurde jedoch vom traurigen Gesicht ihrer Schwester getrübt, welche das alles überhaupt nicht wollte.
In dem Moment als diese das Ritual abbrach und sich weigerte, sah man für einen kleinen Augenblick den erschrockenen Blick ihrer Mutter, bis dieser ins Wütende überging. Sie reagierte völlig über und Lumiel wusste nicht einmal warum. Wusste ihre Mutter etwas, was sie nicht wussten?
Ihre Schwester rannte davon, während ihre Mutter wenigstens das Ritual von Lumiel vollendete und diese zur vollwertigen Schattensängerin wurde. Überglücklich konnte sie es nicht erwarten in der nächsten Nacht ihre erste Unterrichtsstunde zu bekommen. Was sie jedoch nicht kommen sah war, dass diese lebensechter begann als gedacht.
Ihr Zwilling war am gleichen Abend nicht vorzufinden, war nicht in ihrem Bett, weswegen sich Lumiel Sorgen machte und sie suchen ging. Sie fand sie alleine und weinend im Thronsaal des Schlosses vor. Kniend vor der kleinen Treppe, welche zum Thron des Königs und der Königin führte. Langsam ging sie auf sie zu und fragte, was denn los sei, ob sie ihr helfen könnte. Vorsichtig berührte sie sie und schrak zurück, als sie eine Vision hatte. Der Tod ihrer Schwester. Sie würde sich selbst das Leben nehmen. Etwas in Panik wusste Lumiel nicht, was sie tun sollte, weswegen sie das nächste fast nur wie ein Zuschauer mitansehen konnte, ohne sich regen zu können.
Ihre Schwester drehte sich zu ihr um, mit einem Messer in der Hand, und ging den letzten Schritt vor ihren Augen. Lumiel schrie lautstark und machte einen Satz nach vorne, da sie sich endlich wieder bewegen konnte. Weinen ließ sie sich neben ihrer Schwester fallen und schrie nach Hilfe. Doch diese kam schon zu spät. Sie war tot. Keinen Augenblick später sah sie die Seele ihres Zwillings und wollte sie ins Licht führen, als vor ihr ein Geist auftauchte...nein, es war irgendwas anderes böses und nahm ohne große Worte den Geist ihrer Schwester mit.
Wie lange sie den toten Körper ihrer Schwester in ihren Armen hielt, bis endlich Wachen kamen, wusste sie nicht. Lumiel konnte nur wie in Trance auf und ab wippen, bis ihre Mutter eintraf.
Am nächsten Tag erfuhr sie die Wahrheit von ihrer Mutter, welche ihr sagte, dass der heutige Tag vorhergesagt wurde und sie wusste, dass sie nichts daran hätte ändern können. Denn das was geschehen war, war schon früher einmal passiert. Ihre Mom hatte ebenfalls eine Zwillingsschwester, welche auch keine Schattensängerin werden wollte. Sie wollte ein normales Leben ohne großartig mit dem Tod konfrontiert zu werden. Also nahm sie sich auch ein Tag nach dem Ritual das Leben und schwor, dass sollte sie Zwillinge bekommen, das gleiche mit der jüngeren Tochter passieren und sie diese zu sich holen würde.
Lumiel konnte nicht glauben, was sie da hörte, aber es war im Grunde genau das, was wirklich eingetroffen war.
Eine sehr lange Zeit kam sie über den Tod ihres Zwillings nicht hinweg – es war fast so, als hätte man einen Teil ihrer Seele aus dem Körper gerissen. Nach dem Ende ihrer Ausbildung versuchte sie jedoch nach vorne zu sehen und stürzte sich in ihre ‚Arbeit‘.
Die nächsten Jahrzehnte hörte sie nichts von ihrer Schwester. Dadurch, dass ihre Seele nicht die andere Seite überschritten hatte, wusste sie, sie würde noch irgendwo sein, doch wenn sie ehrlich war, wollte sie gar nicht wissen, was nun aus ihr geworden war. Vermutlich ein rachsüchtiger Geist oder Dämon. Ihr lief es kalt den Rücken runter, wenn sie nur daran dachte. Das liebe, hilfsbereite Mädchen, was ihre Schwester mal war, würde sie vermutlich nicht mehr werden – oder? Dafür war ihre Seele wohl zu belastet mit dem Unverständnis ihrer Mutter.
All die Jahre fragte sich Lumiel, wenn sie wusste, dass ihre jüngere Tochter sich irgendwann selbst umbringen würde...warum hatte sie nicht mehr Verständnis gezeigt? Diese Frage zu stellen hatte sie sich bisher noch nicht getraut und wenn sie ehrlich war, würde sie das vermutlich auch nie. Zu groß war die Angst vor der Antwort.
Lumiel machte sich sehr gut als Schattensängerin, half den Sterbenden, sowie den Toten und Geistern, kümmerte sich um Kranke und wurde dafür geschätzt, respektiert und geachtet. Das sollte jedoch nur in Shadowville der Fall sein.
Als die Dunkelhaarige im Alter von 290 Jahren beschloss, einige Jahre - oder gar Jahrhunderte - andere Länder zu besuchen, stieß sie oft auf Ablehnung und Distanz vieler Wesen, wenn sie erklärte, was sie war und tat. Zum Schutz wurde ihr ein Drachenbegleiter zur Seite gestellt - ihr bester Freund und erste richtige Liebe. Er hatte immerhin nicht nur eine Drachen- sondern auch eine Menschenform, in welcher er sich bewegte, um nicht aufzufallen. Menschen gegenüber sagte sie natürlich nichts bezüglich ihrer Aufgabe, solange sie ihnen nicht vertrauen konnte. Viele hatten nun mal Angst vor dem Tod und der Gedanke, dass sie mit diesem täglich zu tun hatte, ließ sie abschreckend wirken.
Vor ca. 95 Jahren überflog sie mit ihrem Begleiter einen See, auf dem Weg nach Shadowville, um ihren Eltern einen Besuch abzustatten, als sie plötzlich von etwas eingesogen wurde. Alduin war dadurch in seine menschliche Form gezwungen worden und fiel mit ihr zusammen für einige Meter durch die Luft, bis sie auf einem Schiff aufkamen. Völlig desorientiert waren sie in einer anderen Welt gelandet und wurden von Piraten umzingelt. Später erfuhr sie, dass sie auf die Siren Song Crew gestoßen und von ihrer Heimat nun mehr denn je entfernt war. Sie glaubte nicht wirklich daran, dass sie so schnell einen Weg zurückfinden würde und schloss sich der Crew an. Gegen Abenteuer hatte Lumiel noch nie etwas einzuwenden - nach all den Jahren hatte sie immerhin schon so einiges erlebt - und wurde durch ihre Heilmagie zur Schiffsärztin. So wurde die Crew von Jahr zu Jahr immer mehr wie eine Familie für sie und auch wenn sie ihre leibliche noch immer vermisste, war das Loch in ihrem Herzen nicht mehr all zu groß wie noch am Anfang.

• Lumiel und Alduin kennen sich schon ewig - genau genommen, hat er schon über sie gewacht, als sie noch ein Kind war. Schattensängerinnen suchen sich ihre Drachenbegleiter nicht aus, sondern finden sich intuitiv. Bei Geburt einer Sängerin verbindet sich ihre Seele mit einem Drachen, der im entsprechenden Alter ihr Beschützer wird. Beide sind förmlich dazu bestimmt ein Leben lang füreinander da zu sein. Nicht automatisch entstehen romantische Gefühle, es können auch reine, innige, platonische Freundschaften hervor kommen. Auch wenn Ersteres meistens der Fall ist.
So auch bei Lumiel und Alduin, als sie alt genug war. Zusammen zogen sie los, erkundeten die Welt und halfen anderen Wesen, bis sie vor ca 95 Jahren von einem Riss in eine andere Dimension geschleudert wurden. Dadurch fanden sie ihren Weg zur Siren Song Crew. Ob du Mitglied bist oder lediglich weiter ihr Beschützer mimst, bleibt dir überlassen. Fest steht, dass Alduin Lumiel nie verlassen würde - weil er sie liebt und nie seine Aufgabe sie zu beschützen aufgeben würde. Natürlich heißt das nicht, dass sie 24/7 aufeinander hocken, sondern auch Zeit für sich alleine haben. Dadurch, dass sie spüren, wenn der jeweils andere in Gefahr ist und über jede Distanz per Gedanken miteinander reden können, könnten sie jederzeit zur Stelle sein, wenn was passiert.